7 Märtyrerpriester der NS-Zeit

Am 30. Mai 2005 wurden vor dem Eingang des Bischöflichen Priesterseminars Trier sieben mit Messing beschlagene Steine des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt. „Stolpersteine“ sollen sie sein – ein Mahnmal für Besucher, Mitarbeiter und Bewohner des Priesterseminars.

Auf den Steinen sind die Namen von sieben Trierer Priestern eingraviert, die unter nationalsozialistischer Herrschaft in den Konzentrationslagern den Tod fanden oder an den Folgen ihrer Haft starben. Von den rund 1600 im Bistum Trier eingesetzten Pfarrern gerieten 891 in Konflikt mit den Nationalsozialisten. 173 Trierer Priester wurden wegen so genannter politischer Vergehen zu Freiheitsstrafen verurteilt. 22 Geistliche waren Häftlinge in Konzentrationslagern.

Gunter Demnig verlegte in der ganzen Bundesrepublik zahlreiche „Stolpersteine“, die an Opfer der KZs erinnern. In Trier finden sich weitere Gedenkstätten am Josefsstift (Schwester Mirjam Michaelis), in der Petrusstraße, in der Innenstadt vor dem Geschäft „Woolworth“ sowie in der Domänenstraße im Stadtteil Kürenz.

Kurzbiographien der sieben „Märtyrerpriester“

Pfarrer Johannes Schulz
Geboren am 3. April 1884 in Obervölklingen, besuchte Johannes Schulz die Schule in Saarbrücken und Trier und trat anschließend ins Priesterseminar Trier ein. Nach der Priesterweihe am 12. August 1911 war er zunächst als Kaplan in der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit im saarländischen Lebach, später in Wadgassen tätig. Nach mehrjährigem Einsatz in der Feldseelsorge während des Ersten Weltkriegs trat er seine erste Pfarrstelle am 14. September 1919 in Derlen an. Als es dort erste Konflikte mit den Nazis gab, wurde er nach Nickenich bei Mayen versetzt. Sein Widerstand gegen das NS-Regime flaute dadurch aber nicht ab, sondern setzte sich beständig fort, was dazu führte, dass Johannes Schulz am 14. Dezember 1940 ohne Gerichtsverhandlung ins Konzentrationslager Dachau überführt wurde, wo er während des „Hungersommers“ 1942 völlig entkräftet am 19. August 1942 starb.

Dechant Josef Zilliken
Josef Zilliken wurde am 17. September 1872 in Mayen geboren. Nach seiner Schulausbildung in Mayen, Prüm und Koblenz studierte er von 1894 bis 1898 am Priesterseminar in Trier. Die Priesterweihe empfing Josef Zilliken am 26. März 1898 und war danach im saarländischen Sulzbach, später in Wolfersweiler bei Freisen tätig. Weitere Stationen waren Thalexweiler, Prüm und schließlich Wassenach in der Nähe des Laacher Sees. Wegen seines beständigen Widerstands gegen die Nazis wurde er von dort aus, zusammen mit seinem Mitbruder Johannes Schulz, nach Dachau deportiert. Er starb im Konzentrationslager am 3. Oktober 1942.

Kaplan Peter Schlicker
Peter Schlicker wurde am 12. März 1909 in Saarbrücken-Malstatt geboren. Nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Saarbrücken studierte er bis 1934 Theologie und Philosophie am Bischöflichen Priesterseminar in Trier. Auf die Priesterweihe am 15. Juli 1933 folgte die Kaplanszeit in der Pfarrei St.Matthias in Neuwied. Bereits hier geriet der junge Priester in Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten und wurde zu seinem eigenen Schutz nach Niedermendig versetzt. Nachdem er sich in einer Predigt gegen die NSDAP-Wandzeitung „Der Stürmer“ ausgesprochen hatte, wurde er am 9. Januar 1941 verhaftet und ins KZ Dachau überführt. Zwar überlebte er die Jahre im Konzentrationslager, erlag aber am 19. April 1945 im Alter von 36 Jahren dem Fleckthyphus, mit dem er sich während der Lagerzeit infiziert hatte.

Pfarrer Joseph Bechtel
Geboren am 18. Juli 1879 in Kinheim an der Mosel, verbrachte Joseph Bechtel seine Schulzeit in Düsseldorf und Trier und legte 1902 am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium seine Reifeprüfung ab. Nach dem Studium am Priesterseminar wurde er am 31. März 1906 im Trierer Dom zum Priester geweiht. Als Kaplan war Joseph Bechtel in der Pfarrei St. Nikolaus in Bad Kreuznach tätig. Seine erste Pfarrstelle war Norath im Hunsrück. Darüber hinaus wirkte er in Macken und Niedermendig, wo er mit den Nationalsozialisten in Konflikt geriet, besonders, weil er seinen Kaplan Peter Schlicker und dessen Predigten deckte. Nach seiner Gefangennahme wurde Joseph Bechtel nach Dachau deportiert und starb dort, geschwächt durch die Haftbedingungen und den Hunger, am 12. August 1942.

Pfarrer Johannes Ries
Johannes Ries wurde am 9. Juli 1887 im saarländischen Elversberg geboren. Nach dem Gymnasium in St. Ingbert und Speyer studierte er am Bischöflichen Priesterseminar in Trier und empfing am 28. März 1914 die Priesterweihe. Kaplan war Johannes Ries in Kues, Uchtelfangen, Waldbreitbach und Losheim an der Saar. Seine erste Pfarrstelle übernahm er in Arzfeld in der Eifel. Auf verschiedene Weise geriet Johannes Ries dort mit den Nazis in Konflikt. Zum Verhängnis wurden dem Priester schließlich Briefe an Soldaten im Krieg, in denen er Zweifel über den deutschen Sieg äußerte. Am 4. November 1942 wurde er daraufhin nach Dachau deportiert und starb dort am 2. Januar 1945, vermutlich an einem Herzinfarkt.

Pfarrer Jakob Anton Ziegler
Geboren am 15. Juni 1893 in Nalbach an der Saar, besuchte Jakob Anton Ziegler das Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und schloss daran sein Studium am Priesterseminar in Trier an. Nach einem 41-monatigen Wehrdienst im Ersten Weltkrieg wurde er am 13. August 1922 zum Priester geweiht. Seine Kaplanszeit verbrachte er in den Trierer Pfarreien Liebfrauen und St. Laurentius. Seine erste Pfarrstelle erhielt Jakob Anton Ziegler in Langsur und wirkte danach in Cochem-Cond. Wegen seines beständigen Widerstands gegen die Nazis wurde er am 8. August 1941 festgenommen und ins KZ Dachau überführt. Dort starb er am 12. Mai 1944.

Pfarrer Wilhelm Caroli
Wilhelm Caroli wurde am 7. April 1895 in Saarlouis geboren und durchlief seine schulische Ausbildung in Saarlouis und Mayen, wo er 1914 die Reifeprüfung ablegte. Nach einem kurzen Aufenthalt im Trierer Priesterseminar wurde er 1914 zum Militärdienst eingezogen, den er als Sanitäter an der Ostfront ableistete. Nach seiner Rückkehr studierte er zunächst weiter in Trier, später in Speyer, wo er am 12. März 1921 die Priesterweihe empfing. Als Kaplan wirkte Wilhelm Caroli in Ludwigshafen, Grünstadt und Kusel, seine erste Pfarrstelle erhielt er im November 1926 in Rheingönheim. Nach Auseinandersetzungen mit dem NS-Regime und schweren Misshandlungen durch die SA zog Wilhelm Caroli 1938 zu seinen Brüdern, die ihre Pfarrstellen im Bistum Trier, in Kell und Kürrenberg, hatten. Nach einer Predigt, in der er die Euthanasie-Praxis verurteilte, wurde der Priester verhaftet und schließlich am 18. Februar 1942 ins KZ Dachau deportiert. Dort starb er, krank und vom Hunger übermannt, am 23. August 1942.

(Quelle: Paulinus-Wochenzeitung)