60-jähriger Krankenpfleger aus Koblenz wird Priester:Zwischen Notaufnahme und Eucharistiefeier

Koblenz/Mayen – Ob er jetzt seinen Namen ändern werde? „Muss ich wohl“, antwortet Heinz-Peter Wilbertz: Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann wird den Koblenzer und Antonio Jagodin aus dem Saarland am Pfingstsamstag, 7. Juni, zum Priester weihen. Dieses Ereignis wird dazu führen, dass er seinen Instagram-Account umbenennen muss, dort ist er noch unter „DiakonWilbertz“ zu finden. Sonst wird sich für den 60-Jährigen, der im Stadtteil Goldgrube wohnt, nicht viel verändern: Drei Tage nach dem feierlichen Pontifikalamt im Hohen Dom zu Trier wird er als Fachkrankenpfleger wieder in der Notaufnahme des Koblenzer Stift-Krankenhauses seinen Dienst antreten.
Viele „Besonderheiten“ vereint Wilbertz, daher habe Bischof Ackermann auch etwas Zeit gebraucht, um ihn zum Priesterseminar zuzulassen, schaut der gebürtige Mayener auf einen längeren Prozess zurück: Seit sieben Jahren ist er Ständiger Diakon mit Zivilberuf. Das sei eine außergewöhnliche Ausgangslage, um Priester zu werden, weiß Wilbertz. Hinzu komme sein Alter von 60 Jahren. Damit ist er wesentlich älter als angehende Priester im Allgemeinen. Darüber hinaus steht sein Wunsch „Arbeiterpriester“ zu werden.
Doch der Reihe nach: „2006 habe ich zum ersten Mal Fürbitten vor einer Gottesdienstgemeinde vorgetragen“, schaut Wilbertz zurück. Zu dieser Zeit wollte er sich einfach „nur“ als aktiver Ehrenamtlicher kirchlich engagieren. „Da stand ich also mit klopfendem Herzen.“ Zu diesem Zeitpunkt hätte er nie gedacht, einmal Diakon oder gar Priester zu werden. „Vor etwa fünf Jahren hat mich mein geistlicher Begleiter gefragt, ob ich es mir nicht vorstellen könnte, Priester zu werden“, erzählt Wilbertz. „Das war mir aber eigentlich eine Nummer zu groß“, sagt der zurückhaltende Mann. „Doch ich gebe zu, in ruhigeren Zeiten, insbesondere in Exerzitien, ist das Thema bei mir immer wieder aufgepoppt, im Alltag aber wieder untergegangen. Trotzdem habe ich eine Berufung gespürt.“ Während seiner ersten Pilgerreise 2023 war die Idee dann allerdings sehr präsent. „Ich habe dann das Modell ‚Arbeiterpriester‘ für mich gefunden: Ich verdiene weiterhin mein Einkommen durch meine Arbeit in der Pflege, aber bin gleichzeitig Priester und kann in der Gemeinde Sakramente spenden, als Seelsorger dienen. Ich finde das Konzept klasse, steht es doch auf eine besondere Art und Weise für ein Dasein unter den Menschen, gerade auch im beruflichen Kontext.“
Spagat zwischen Priesteramt und Beruf
„Bis jetzt war die Diakonenweihe 2018 der größte Tag meines Lebens – das wird sich jetzt ändern“, vermutet Wilbertz lächelnd beim Blick auf den 7. Juni. Doch wenig später wird er sich wieder in der Notaufnahme Menschen in lebensbedrohlichen Situationen widmen. Sein Arbeitsplatz sei ein recht atheistisches Umfeld. „Meine Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten wissen, dass ich Diakon bin, und alle finden das irgendwie toll, obwohl sie in den meisten Fällen nichts mit Kirche am Hut haben.“ Er habe aber auch schon Ärztepaare verheiratet, Kinder von Kollegen getauft oder deren Angehörige beerdigt, das sei ihm bereits als Diakon erlaubt gewesen. „Doch ich kann keine Sakramente spenden.“ Er denke da speziell an die Krankensalbung oder an die Feier der Eucharistie.
Als Priester wird sein Einsatzbereich in der Pfarrei Pfarrei Koblenz St. Aposteln (Goldgrube, Karthause, Lay, Moselweiß, Rauental) mit dem Schwerpunkt Seniorenseelsorge sein. Dabei muss er den Spagat zwischen Priesteramt und Beruf meistern. Sein Te Deum (Gebetsbuch) begleitet ihn auf jeden Fall weiterhin bei jedem Dienst wie bereits in den vergangenen Jahren. „Wie andere eine Raucherpause einlegen, lege ich eine Pause zum Beten ein. Darin schöpfe ich für mich Kraft.“
Nun bereitet er sich intensiv auf den Weihetag vor, danach, zwischen Notaufnahme und Sakramentenspendung, muss er sich dann noch mit der Namensänderung auf Instagram beschäftigen. „Ich würde gerne mehr in Social Media machen, aber oft fehlt mir die Zeit“, gibt er zu, aber er weiß um die Bedeutung dieser Kanäle. „Die Zukunft liegt dort, wenn wir noch Leute erreichen wollen.“
Wer aus Koblenz an der Priesterweihe am Samstag, 7. Juni um 9.30 Uhr teilnehmen möchte, kann sich für eine Busfahrt nach Trier anmelden. Informationen hierzu gibt es auf www.koblenz-st-aposteln.de oder bei Pfarrer Michael Frevel unter Tel.: 0179 44 98 385. Weitere Informationen zu Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten im Bistum Trier gibt es auf www.wirglaubenandich.de.