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Priesterweihe 2025 in Trier:„Glaube lohnt sich!“

Antonio Jagodin aus Schwalbach wird am 7. Juni von Bischof Stephan Ackermann zum Priester geweiht.
Antonio Jagodin (27) aus Schwalbach-Elm wird am 7. Juni zum Priester geweiht.
Datum:
2. Juni 2025
Von:
Ute Kirch

Schwalbach/Emmelshausen/Trier – Für sein engeres Umfeld kam Antonio Jagodins Wunsch, katholischer Priester zu werden, wenig überraschend: „Ich habe schon als kleiner Junge daheim Messe gespielt, die Nachttischkommode meiner Eltern war der Altar, die Stofftiere meine Ministranten“, erzählt der heute 27-Jährige und lacht. Auch in Freundebücher habe er als Grundschüler bereits als Berufswunsch „Priester“ eingetragen. Am Samstag, 7. Juni, ist es dann tatsächlich so weit: Gemeinsam mit Heinz-Peter Wilbertz aus Koblenz wird Antonio Jagodin um 9.30 Uhr im Trierer Dom von Bischof Stephan Ackermann zum Priester geweiht.

Aufgewachsen mit zwei älteren Geschwistern im Schwalbacher Ortsteil Elm besuchte Jagodin zunächst die Realschule und machte dann am BBZ Merzig sein Abitur im Fachbereich Gesundheit. „Die Option, etwas im Bereich Gesundheit zu machen, war vielleicht eine Art Flucht vor dem Gedanken, Priester zu werden“, überlegt Jagodin. Dabei liegen Parallelen auf der Hand: Sich für das Leben von Menschen einsetzen, ihnen auch in schwierigen Lagen beistehen. „Es musste für mich der Dienst am Menschen sein. Am Ende war der Ruf Gottes stärker.“ Der Glaube sei in seiner Familie – die Eltern stammen aus Bosnien – immer fester Bestandteil gewesen. Er selbst wurde in Deutschland geboren, Kroatisch ist seine zweite Muttersprache. Das Leben in der Pfarrei sei äußerst lebendig gewesen. „Gerade von den Älteren, die sich engagiert haben und immer da waren, habe ich gelernt: Glaube lohnt sich!“ Wichtiger Wegbegleiter ist für Jagodin auch sein Heimatpfarrer Hans Georg Müller. „Ohne ihn stünde ich jetzt nicht da, wo ich bin.“

2017 besuchte Antonio Jagodin das Felixianum, das Orientierungs- und Sprachenjahr des Bistums Trier, um seine Berufung zu prüfen. „Es war ein Gefühl, dass da irgendetwas ist, das mich antreibt. Dass da etwas ist, wo ich genauer hinhören muss. Eine Sehnsucht, ein inneres Verlangen.“ Im Anschluss bat er um Aufnahme in das Priesterseminar und studierte in Frankfurt am Main – wo zu der Zeit die Trierer Seminaristen untergebracht waren.

„Das tiefe Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein”

Die Beziehung zu Gott und die zu den Menschen seien die beiden Pole, die ihn tragen. „Ich habe gespürt, dass Gott für mich eine Aufgabe hat, die eine andere Verbindlichkeit braucht. Es war ein Gefühl: Gott ruft Dich. Sei bereit, diese Rolle anzunehmen und nicht die des Familienvaters.“ Gleichzeitig brenne er für die Beziehung zu den Menschen. „Ich darf sie begleiten und ihnen die Grundzuversicht des Glaubens vermitteln: Das Leben ist lohnenswert, der Glaube ist nicht altbacken. Gott hat etwas mit Dir und Deinem Leben vor – im hier und heute.“ Hinzu komme die Nähe zu Gott in den Sakramenten. „In einem kleinen Stück Brot fassen wir wirklich Jesus an. Die Eucharistie mit den Menschen zu feiern, stelle ich mir großartig vor. Das Feuer in mir wird jeden Tag, der sich die Weihe nähert, ein Stück größer.“

Dass zu seinem Berufswunsch auch der Verzicht auf eine eigene Familie gehört, sei ein inneres Ringen gewesen. „Es ist und bleibt ein Verzicht“, sagt Jagodin, „aber es ist eine bewusste Entscheidung.“ Das innere Feuer und das tiefe Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, hätten die Wahl leicht gemacht. „Natürlich gibt es die Tage, an denen ich denke, dass es schön wäre, eine eigene Familie zu haben, schließlich bin ich auch familiär aufgewachsen“, gibt er zu. Doch er sehe im Zölibat auch eine große Freiheit, um mit ganzer Kraft die Liebe Gottes verkünden zu können. Es gebe bestimmt Menschen, die beides gut miteinander vereinbaren können – die Berufung als Priester und als Familienvater. „Ich meine, mich selbst gut genug zu kennen, dass ich nicht für beides in gleichem Maße brennen könnte.

Die Beziehung zum Menschen spiegelt sich auch in seinem Primizspruch: „Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat (1Joh 4,19)“. „Dieser Vers ist für mich eine Ermutigung und auch eine Mahnung, dass ich jede Person respektieren und wertschätzen kann, da Jesus diese Person schon liebt. Und das unabhängig davon, ob mir die Person unsympathisch ist, ich ihre Meinung und Haltung nicht nachvollziehen kann oder die Person mich einfach aufregt. Jesus hat schon den ersten Schritt gemacht.“ Diese Gewissheit verhindere ein Vorverurteilen von Menschen und ein Schubladendenken. „Das funktioniert natürlich nicht immer und es ist eine Aufgabe, die ich Tag für Tag neu üben darf.“

Kritik an der Institution Kirche höre wohl jeder, der im kirchlichen Dienst arbeitet. Als er den Weg zum Priesterberuf einschlägt, bricht eine Freundin den Kontakt zu ihm ab. „Aber das war im engeren Umfeld die einzig negative Reaktion“, sagt Jagodin. Bekomme er Kritik und Ablehnung zu spüren, stelle er sich den Gesprächen. Doch häufig bleibe die Kritik eher oberflächlich. „Ich versuche, das Gespräch dann auf eine tiefere, für mich wesentlichere Ebene zu bringen, nämlich die Beziehung zwischen Gott und einem selbst. Dass da ein Gott ist, der mich liebt und erschaffen hat, dass Glaube etwas mit mir zu tun hat.“ Zeit für Hobbys bleibe ihm leider kaum, sagt Jagodin. Wenn, dann liest er gerne. „Nicht nur Theologisches, sondern auch Romane, aus denen ich mir mitunter die ein oder andere Inspiration für die Predigt hole.“

Zu seiner Priesterweihe nach Trier kommen neben Familie, Verwandten und Freunden auch zahlreiche Gläubige aus der Heimatpfarrei Heilig Kreuz Schwalbach als auch aus der Pfarrei Vorderhunsrück St. Hildegard, wo er seit anderthalb Jahren eingesetzt ist. „Schon bei der Diakonenweihe vergangenen November hat mich überrascht, wie viele Menschen Anteil mit mir genommen haben. Viele wollen auch jetzt kommen.  Das bedeutet mir sehr viel und zeigt: Wer glaubt, ist nie allein.“ Nach der Weihe wird er ein weiteres Jahr als Kaplan im Vorderhunsrück bleiben.

Seine Primiz feiert Antonio Jagodin an Pfingstsonntag, 8. Juni, um 14 Uhr in St. Josef in Elm-Derlen.